Der Uracher Plan ist ein pädagogischer Rahmenplan für Schulen. Er versteht sich insofern als Rahmenplan, in dem er nur einen bestimmten Rahmen vorgibt, der durch das jeweilige pädagogische Konzept der durchführenden Schule mit ausgefüllt wird.
Der Uracher Plan erhielt seinen Namen nach der kleinen Kurstadt Bad-Urach in Baden-Württemberg. Dort wurde erstmalig der vorliegende Plan in seiner Grundkonzeption festgehalten. Als Hauptentwickler waren beteiligt: Oberkirchenrat Werner Baur, der als Leiter des Dezernats für Kirche und Bildung der ev. Landeskirche einen der bedeutendsten Schulträger in Baden-Wüttemberg repräsentiert, Ingeborg Soller-Britsch als Schulrätin, Prof. Dr. Schieser als Erziehungswissenschaftler, Dr. Hahn als Schulrechtler sowie mehrere Pädagogen und interessierte Eltern.
Der Uracher Plan versteht sich nach seinem pädagogischen Selbstverständnis in der Nähe anderer reformpädagogischer Konzepte wie etwa dem Jenaplan von Peter Petersen oder der ursprünglichen Fassung des Marchtaler Plans der Katholischen Schulen. Der wesentliche Unterschied liegt zum einen in der zentralen Einbindung der Eltern in den Bildungsprozess der Schüler und zum anderen in der weitgehenden Verlagerung des Lernens in die Lebenswirklichkeit. Das auffallende Charakteristikum dabei ist, dass die Kinder überwiegend von zu Hause aus lernen können.
Intuitiv war es vielen Pädagogen schon immer präsent, dass die Einbeziehung und Vernetzung der Eltern in den Bildungsprozess für die Begabungsentwicklung des Kindes von grundsätzlicher Bedeutung ist. Aber erst die modernen Möglichkeiten der Neurowissenschaft in der Lernforschung (Spitzer, Hüther u. a.) aber auch und im besonderen Maß die Erkenntnisse aus der Bindungsforschung (Neufeld, Hellbrügge u. a.) bestätigen den fundamentalen Einfluss der familiären Umgebung auf die Lernfähigkeit und die Begabungsentwicklung des Kindes. Insofern ist es nur konsequent, die Eltern verantwortungsvoll mit in den Bildungsablauf einzubinden.
Schule hat primär die Aufgabe, die Kinder auf das Leben vorzubereiten. In überkommenen Schulkonzepten wird das ausgerechnet (!) in einem künstlichen Umfeld von Belehrungsanstalten und zusammen mit Gleichaltrigen durch einen erwachsenen Belehrer durchgeführt. Dies hat in Deutschland so Tradition und wird deshalb nicht mehr hinterfragt. Aber wäre es denn nicht besser, die Kinder in der Lebenswirklichkeit zu schulen? Schon 1985 schreibt der renommierte Erziehungswissenschaftler Prof. Hartmut von Hentig: „Die Freien Schulen werden nicht umhin können, die sie umgebende Stadt oder das sie umgebende Land als ihr eigentliches „Klassenzimmer“ zu betrachten.“
Um einen kurzen Einblick in den Uracher Plan zu bekommen, kann man sich den Lernprozess als ein Bild vorstellen:
Das Kind ist der Hauptakteur. Es steht mit seinen Interessen und Bedürfnissen im Mittelpunkt der Pädagogik. Weitere Gestalter sind die Lernbegleiter (Lehrer), das familiäre Umfeld und nicht zuletzt alles, was das Leben mit sich bringt.
Sie alle füllen den Rahmen mit einem lebendigen „Lernbild“.
Lernen findet dabei sehr unterschiedlich und vielfältig statt und ist nicht an bestimmte Zeiten oder Orte gebunden. Es ist geprägt von Neugier und Lernfreude. Es werden sehr viele Ressourcen individuell benutzt (Alltagssituationen, konventionelle Schulbücher genauso wie virtuelle Angebote, Kontakte zu Menschen, die über das gewünschte Wissen / Fertigkeiten verfügen, Bildungsangebote von Museen und vieles mehr). Dabei orientieren sich die Kinder zum einem an Lernvereinbarungen, die sie zusammen mit den Lernbegleitern getroffen haben und zum anderen werden situations- und interessenbedingte Lernimpulse aufgegriffen.
Den strukturellen Rahmen bildet das Schulkonzept des Uracher Plans. Darin verschmilzt das Lernen im Leben mit dem Lernen an bzw. mit einer Schulgemeinschaft begleitet durch den Lernbegleiter.
Dies wird sowohl an den Orten deutlich: Lernen im natürlichen Lebensumfeld des Kindes und Lernen in der Schule, als auch inhaltlich sichtbar: intrinsisches Lernen an Bedürfnissen und Interessen der Schüler aber auch orientiert an den Kompetenzzielen des Bildungsplanes.
Die Lernbegleiter (Lehrer) halten durch vielfältige Weise Kontakt zu den Schülern. Sie haben im Blick, an welchem Punkt der einzelne Schüler in Bezug auf die Ziele des Bildungsplanes steht und geben Anregungen und Feedback. Aussagefähige Dokumentationen schaffen die nötige Transparenz für den Lernfortschritt.
Der Uracher Plan führt zu den gleichen Bildungsabschlüssen wie auch andere öffentliche oder private Schulen.
Der Uracher Plan ist ein gesellschaftsintegrierendes Schulkonzept. Zusätzlich zu den vielfältigen sozialen Kontakten in der Schulgemeinschaft nehmen die UP-Kinder an sportlichen, künstlerischen und sozialen Freizeitaktivitäten der Vereine vor Ort teil. Dies ist verbindlich vereinbart und unterstreicht das Selbstverständnis des Uracher Plans hinsichtlich der Einübung gesellschaftlicher Erfahrungen und der Einfügung der Schüler in eine tolerante demokratische Gesellschaft.
Der Uracher Plan wird in seiner Umsetzung wissenschaftlich begleitet und erfährt viel Unterstützung durch bekannte Erziehungswissenschaftler, Schulträger, Eltern und Personen des öffentlichen Lebens.